Lkw-Halle Gerstlauer

Schneller zum Ziel mit Digitalisierung und Kooperationen

Aus dem kleinen Transportunternehmen von 1935 ist längst eine Full-Service-Spedition geworden. Der Stückgutspezialist Gerstlauer setzt auf Digitalisierung und Kooperationen, um seine Kunden und Kundinnen rundum zufriedenzustellen.

Wenn Christian Gerstlauer über das Familienunternehmen spricht, kommt er schnell auf Kooperationen zu sprechen. Denn nur so lässt sich den Kundinnen und Kunden ein flächendeckender, internationaler Full Service anbieten, den ein einzelner inhabergeführter Mittelständler sonst nicht leisten könnte. „Wir haben uns vor einigen Jahren auf Stückgut spezialisiert und 1994 die Stückgutkooperation S.T.a.R. mitgegründet“, beschreibt der für Spedition und Logistik zuständige Betriebseiter das erste Standbein des Unternehmens.

Neben S.T.a.R. (Systemtransport auf Rädern), einem der leistungsstärksten Logistiknetzwerke in Deutschland, arbeitet die Spedition noch in zwei weiteren Kooperationen mit. Da ist zum einen seit diesem Jahr das Stückgutnetzwerk Online Systemlogistik, zum anderen das europaweite Teilladungsnetzwerk Elvis.

Leerfahrten vermeiden

Die Kooperationen sorgen nicht nur dafür, dass die Kunden und Kundinnen schneller und effektiver beliefert werden, sie helfen auch Leerfahrten zu verringern. „Das ist ökonomisch und ökologisch sinnvoll“, erläutert der gelernte Speditionskaufmann. Man habe schließlich auch den Anspruch, umweltfreundlich zu wirtschaften. So hat das Unternehmen sein neues Logistikzentrum mit einer Lagerfläche von 4.000 Quadratmetern mit einer Fotovoltaikanlage ausgestattet. „Auch beim Neukauf von Fahrzeugen setzen wir auf Lkw der neuesten Bauart, um die CO2-Emissionen zu verringern“, so Gerstlauer, dessen Onkel und Vater die Spedition führen.

Inzwischen kann die Spedition eine ansehnliche Flotte von 60 Fahrzeugen einsetzen. Darunter sind 12- und 15-Tonner mit Hebebühne, Sattelzüge, Hängerzüge mit Wechselbrücken sowie Megasattel-, Jumbohänger- und Thermosattelzüge. Diese Fahrzeugflotte wird auch für das zweite Standbein des Betriebs benötigt – den nationalen und internationalen Fernverkehr. „Wir fahren regelmäßig in die Schweiz, nach Österreich, Italien und Belgien sowie in die Niederlande.

Der französische Markt wird von unserer Niederlassung in Soufflenheim bedient“, sagt Gerstlauer. Die Familie Winling betreibe diese Niederlassung bereits in zweiter Generation und arbeite mit 15 Sattelzugmaschinen und 30 Auflegern. Alle anderen europäischen Ziele wickelt die Gerstlauer Internationale Speditionsgesellschaft ab, die im vergangenen Jahr gegründet wurde und von Geschäftsführer Guilherme José Beenken geleitet wird, erzählt Gerstlauer weiter.

Digitalisieren und optimieren 

Seit Neuestem ist der Betrieb mit vielen festen Kunden über eine Schnittstelle verbunden. „Der Kunde erfasst einen Auftrag in seinem Warenwirtschaftssystem, und die Daten fließen in unser Transportmanagementsystem (TMS) – so können wir effizienter und schneller arbeiten“, erläutert Gerstlauer. Natürlich könnten Aufträge auch weiterhin per Telefon, Fax oder E-Mail angemeldet werden. Dann pflegt die Auftragsannahme die Daten im System ein, um einen sauberen und vollständigen Datenbestand zu gewährleisten.

Christian GerstlauerMit Christian Gerstlauer ist bereits die vierte Generation in der eigenen Spedition tätig.

„Um unsere Prozessabläufe zu optimieren, haben wir unsere Software umgestellt“, berichtet Gerstlauer. So könne ein:e Disponent:in besser planen und steuern, zudem werde die Zahl der Leerfahrten verringert. „Das ist unser Anspruch und unser tägliches Brot; jeder Kilometer, der leer gefahren wird, ist unschön.“ Jeden Tag werde daher im Team auch das Thema Rückladung besprochen. Über die Transportplattform Timocom oder mit Partnern vor Ort gelinge es dann meist, genügend Rückladungen zu bekommen.

„Und je klüger disponiert wird, desto weniger Leerkilometer fallen an“, weiß der Spediteur, der in vierter Generation das Unternehmen fortführt. Dabei hilft den Disponent:innen der Routenplaner Impargo, der Touren speziell für Lkw optimiert. „Wir haben uns für Impargo entschieden, da wir eine Alternative zu Map & Guide gesucht hatten“, sagt Gerstlauer. Sehr nützlich sei hier die vergleichende Mautberechnung und die Kostenanalyse, die für jeden Lkw speziell eingerichtet werden kann.

Bestmögliche Routenplanung

Impargo-Gründer Gerhard Hänel fügt noch hinzu: „Unser Produkt ist sehr viel benutzerfreundlicher als traditionelle Produkte auf dem Markt und damit ideal für Disponenten geeignet, die schnell und effizient ihre Arbeit machen müssen.“ Zudem könne im System für jeden Lkw und jede:n Fahrer:in ein Profil hinterlegt werden, das die perfekte Routenplanung mit optimalen Fahrzeiten ermögliche. In Kombination mit einer Fahrzeugkostenrechnung könnten dann die realen Kosten für jede gefahrene Tour transparent dargestellt werden – man erhalte damit die volle Kostenkontrolle. Darüber hinaus lasse sich die Software auch mit Telematik koppeln, sodass ein Kontakt mit dem beziehungsweise der Fahrer:in gewährleistet sei.

„Die Anwendung ist für den Desktop-PC gemacht, für den Kontakt zur Fahrzeugflotte haben wir aber noch eine Telematik-App für Smartphones und Tablets entwickelt“, berichtet Hänel. In Sachen Maut kooperiert Impargo auch mit der SVG – einem der starken Partner hinter Wedolo –, die den Mautrechner ebenfalls ihren Kunden anbietet. Für Gerstlauer sei dieses Transportmanagement light von Impargo allerdings weniger interessant, findet Christian Gerstlauer: „Das ist ein spannendes Tool für kleinere Transportunternehmen ohne eigene IT – bei uns erledigt das bereits unser vielseitiges TMS.“

Gewappnet für Herausforderungen

Doch zurück zu den Disponent:innen, deren Job angesichts der gebotenen Schnelligkeit und Präzision anspruchsvoll ist. „Gute Disponenten sind sehr selten, deshalb sollte man sie anständig und partnerschaftlich behandeln“, sagt der Betriebswirt. Täglich werde von ihnen 100 Prozent Kundenservice verlangt, die Lkw müssten immer gut ausgelastet sein, und gleichzeitig müsse der Disponent die Fahrer:innen mit Fingerspitzengefühl behandeln und fair mit ihnen umgehen. „Nur dann fühlen sich alle wohl. Das Gesicht der Firma ist und bleibt der Fahrer“, weiß Gerstlauer, „die Disposition ist das Herz der Spedition – mit ihr verdient oder verliert man das Geld.“

Um Fahrer:innen und Disponent:innen zu finden und zu halten, unternimmt der Betrieb daher einiges. Die neue Software hilft auch dabei, um die Wünsche der Fahrer:innen besser erfüllen zu können. „Bei uns müssen die Fahrer ihre Wochenenden nicht auf irgendwelchen Rasthöfen verbringen, sondern können bei ihren Familien sein“, so der Spediteur. „Außerdem investieren wir jedes Jahr in unseren Fuhrpark und in unsere Technik.“ Jeder Fahrer habe einen festen Lkw, der immer gut gewartet und auf dem neuesten Stand sei. Dafür sorgt die betriebseigene Meisterwerkstatt mit moderner Waschanlage, geführt von Kraftfahrzeugtechnikmeister Kevin Strobelberger.

Worin er die Herausforderungen der nächsten Jahre sehe? „Größter Konkurrent sind langfristig in unserem Segment nicht die klassischen Transport- und Speditionsunternehmen, sondern die großen Onlineversandhäuser wie Amazon, die ihre freien Frachtkapazitäten für Drittwaren öffnen wollen“, ist sich Gerstlauer sicher. „Unser Ziel ist es deshalb, weiter zu wachsen und die einzelnen Geschäftsfelder auszubauen.“ Dafür werde die Spedition auch künftig internationale Kooperationen eingehen.

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