Auf der Suche nach umweltfreundlicheren Antrieben tauchen im Zusammenhang mit Lkw vor allem drei Buchstaben auf: LNG. Ist das flüssige Erdgas die Zukunft des Straßengüterverkehrs?
Eine wirkliche Alternative zum herkömmlichen Diesel scheint es für Lastkraftwagen bislang nicht zu geben. Das sagt zumindest die Statistik. Emissionsfreundliche Alternativen rangieren gerade mal bei 1,5%. Wir haben den LNG-Lkw als eine Alternative zum Diesel-Lkw unter die Lupe genommen.
LNG: was ist das?
LNG ist eine englische Abkürzung und bezeichnet eine Form von Flüssigerdgas, die als Treibstoff für Lkw verwendet wird. Der Kraftstoff gilt dabei als umweltfreundlichere Alternative zum herkömmlichen Diesel und gewinnt in den letzten Jahren immer mehr Zuspruch.
Technologisch basieren die LNG-Lkw auf Diesel-Motoren und punkten daher mit einer ähnlichen Reichweite. Man spricht je nach Modell und Hersteller von bis zu 1600 Kilometern. Also gleiche Leistung und trotzdem umweltfreundlich?
Mit LNG-Fahrzeugen das Klima retten?
In Sachen Abgas sparen LNG-Lkw massiv im Vergleich zum Diesel. Die Stickoxid-Emissionen werden laut Experten um 80 bis 90 Prozent reduziert, CO2 um 15 Prozent und die Emission von Feinstaub sinken nach bisherigen Erkenntnissen sogar auf null. Auch die Lärmbelastung reduziert sich um mehr als 50 Prozent. Kein Wunder, dass die Regierung solche Fahrzeuge fördert. Diese werden nicht nur von der Maut befreit, sondern auch bei einem Neukauf mit rund 12.000 Euro staatlich unterstützt.
Spediteur Markus Zoder weiß, dass der Umstieg auf LNG-betriebene Lkw nicht einfach ist.
Ein Pluspunkt allerdings mit Abstrichen, denn die Subventionen decken nicht vollständig den höheren Anschaffungswert im Vergleich zu einem Diesel-Lkw. „Die Fahrzeuge sind zunächst bis Ende 2020 von der Maut befreit“, erklärt Markus Zoder, Geschäftsführer der Heinrich Zoder Spedition in Hamburg.
„Wird die Mautbefreiung verlängert, werden die LNG-Lkw die großen Gewinner sein“, meint er, aber: Zum jetzigen Zeitpunkt ein LNG-Fahrzeug zu bestellen, bleibe riskant, solange keine politische Planbarkeit gegeben ist.
Preis und Leistung von LNG-LKW überzeugen
Ersten Berichten zur Folge kann sich die Leistung von LNG-Lkw sehen lassen. Die ersten Kunden sind zufrieden. Schließlich sparen die LNG-Fahrzeuge 15 Prozent Kraftstoff im Vergleich zum Diesel. Günstiger ist das Flüssigerdgas außerdem noch – 2018 lag der LNG-Preis durchschnittlich zwischen 0,85 Euro und 1,00 Euro und damit deutlich unter dem Dieselpreis.
Kritisch sehen die Unternehmer hingegen die Tankstellensituation. Das Netz ist bislang nur spärlich ausgebaut und umfasst gerade einmal sieben Tankstellen in ganz Deutschland. Der Einsatz der Fahrzeuge braucht daher eine genaue Planung und kommt noch nicht für Jeden in Frage. Hilfe bei der Planung bietet eine Karte der Deutschen Energie-Agentur (dena) mit allen öffentlichen LNG-Tankstellen erstellt. Darin sind sowohl aktive als auch geplante Tankstellen markiert.
Probleme: Tankstellen und Akzeptanz
Doch nicht nur fehlende Tankstellen sind ein Problem, schon die Kapazitäten der vorhandenen Tankstellen seien problematisch, sagt Markus Zoder. „Eine Tankung dauert 15 Minuten. Das ergibt an unserer nächstgelegenen LNG-Tankstelle in Hamburgs Süden maximal 96 Tankungen am Tag“, erklärt er. Zu wenig, um einen Umstieg auf LNG für alle zu ermöglichen.
Und der Unternehmer kennt noch eine weitere Hürde: „Unsere Fahrer wollten keine LNG-Lkw fahren“, erzählt Zoder. „Sie wollten weiter Diesel-Lkw fahren.“ Inzwischen haben sich seine Mitarbeiter an LNG gewöhnt. „Kritische Töne höre ich jetzt gar nicht mehr – im Gegenteil. Die Fahrer sind sehr zufrieden mit den LNG-Fahrzeugen.“
Für wen lohnt sich der Umstieg?
Geeignet ist der Treibstoff nach Rechnungen und Tests erst ab einer Laufleistung von 100.000 Kilometern pro Jahr. Daher lohnt sich der Umstieg auf LNG-Antriebe meist nur im Linien- oder Fernverkehr. Die Transportstrecke muss dann zudem noch entlang der vereinzelten LNG-Tankstellen liegen.
Ob sich der Umstieg auf ein LNG-Fahrzeug lohnt, muss in jedem Fall genau durchdacht sein, denn der Treibstoff eignet sich (noch) nicht für jeden. Vor allem Tankstellen und Laufleistung entscheiden, ob ein Umstieg in Frage kommt. Doch der alternative Kraftstoff birgt echtes Einsparpotenzial. Und wenn das Tankstellennetz breiter wird, könnten die Fahrzeuge den Markt erobern – zumindest als eine mögliche umweltfreundlichere Alternative zum Diesel.