Eine junge Lkw-Fahrerin arbeitet an ihrem 40-Tonner

Frauen in der Logistik: Berufswunsch Lkw-Fahrerin

Lilly, die Logistikheldin. Lilly Bantin macht ihre Ausbildung zur Berufskraftfahrerin bei TKS Ludwig. Ihr Wunschberuf stand schon früh fest.

Frauen in der Logistik – Lilly und die 40-Tonner

Was willst du mal werden? Darauf wusste Lilly Bantin schon früh eine Antwort: Lkw-Fahrerin. „Mein Vater hatte eine eigene Firma und ich bin schon als Kind im Lkw mitgefahren. Das hat mir von klein auf Spaß gemacht“, erzählt Lilly lächelnd. Männerdomäne, raues Klima und hart verdientes Geld: Auch wenn Lillys Eltern von ihrem Berufswunsch anfangs „nicht ganz so begeistert“ waren, setzte sie sich durch.

Im August 2022 war es soweit. Lilly startete ihre Ausbildung zur Berufskraftfahrerin bei der Transport & Kombiservice Jürgen Ludwig GmbH & Co. KG (TKS Ludwig) in Hamburg. Als erste weibliche Auszubildende. Die 18-Jährige berichtet, mit einem gewissen Stolz in der Stimme: „Ich mache gerade meinen Lkw-Führerschein, mit einem 40-Tonner.“ Weil sie den Führerschein im Rahmen ihrer Ausbildung macht, darf sie mit 18 Jahren dann schon allein auf den Straßen unterwegs sein.

Leidenschaft, Flexibilität und Ausdauer

Bis dahin lernt die angehende Berufskraftfahrerin alles rund um den Lkw – von Wartung und Pflege über Regeln und Routenplanung bis zum Kontakt mit Kund:innen. Während es im Betrieb um die Praxis geht, wird in der Berufsschule die Theorie gepaukt. Die komplexen Lenk- und Ruhezeiten zum Beispiel seien ein eher „schwieriges Thema“, gibt Lilly zu. Sie liebt es vielmehr, auf der Straße unterwegs zu sein. Besonders der Kontakt mit den Kund:innen mache ihr Spaß.

Auf die Frage, welche Fähigkeiten es braucht, um Lkw-Fahrerin zu werden, antwortet Lilly ohne zu zögern „Leidenschaft“. Die Lust aufs Fahren. Wichtig sei es auch, flexibel zu sein. Schließlich habe man als Berufskraftfahrerin keinen 9-to-5-Job. Zudem sei Ausdauer gefragt, „denn jeden Tag passiert etwas anderes“, weiß die Auszubildende. Mit Blick auf die Lkw-Flotte ergänzt sie: „Außerdem sollte man sich bewusst sein, was man da eigentlich tut, wenn man mit einem 40-Tonner unterwegs ist.“

Lilly vor einem 40-Tonner ihres Arbeitgebers TKS Ludwig.

Logistik, eine Männerdomäne mit Vorurteilen?

Und wie sieht es mit Vorurteilen in der von Männern dominierten Logistikbranche aus? „Klar, ich höre hier und dort mal einen Spruch. Aber ehrlich gesagt sind die vor allem positiv gemeint. Mal wird einem Mut gemacht oder jemand sagt, er hat Respekt vor meiner Arbeit.“ Schlechte Erfahrungen habe sie noch nicht gemacht. Gut so.

Doch um mehr Frauen für die Logistik zu begeistern, muss noch einiges geschehen. Das ist kein Geheimnis. Lilly vermutet, dass viele Frauen von der scheinbar rauen Männerdomäne abgeschreckt seien und sich vielleicht auch nicht direkt zutrauen, einen 40-Tonner zu fahren. Was die Rahmenbedingungen angeht, hat die Auszubildende konkrete Wünsche: mehr Wertschätzung und bessere Sanitäranlagen.

Berufskraftfahrer:innen und das Image-Problem

Auch Christian Löhrer, seit einem halben Jahr Geschäftsführer bei TKS Ludwig, kennt das durchwachsene Image der Berufskraftfahrerin bzw. des Berufskraftfahrers nur zu gut: „Offiziell sind wir überall gewollt und gewünscht. Aber wenn’s drauf ankommt, sind wir in der Umsetzung eher geduldet und nicht gern gesehen.“ Das sei in anderen Ländern, wie in den Niederlanden oder in Skandinavien, ganz anders, weiß Löhrer. So ist Lilly die bisher einzige Auszubildene als Berufskraftfahrerin bei dem Transportunternehmen. Rechnet man Inhaberin Sandra Ludwig dazu, gibt es zwei Frauen im Betrieb. Und das bei insgesamt 62 Mitarbeitenden, mit einem Altersdurchschnitt von etwa 50 Jahren.  

Dass es Handlungsbedarf gibt, ist Löhrer bewusst. „Wir wünschen uns mehr Frauen und generell mehr junge Menschen in der Firma und wissen, dass wir dafür etwas tun müssen.“ Heute kämen die Unternehmen zu den Bewerber:innen und stellen sich vor, nicht andersherum. Zukünftig will sich der Familienbetrieb samt Lastkraftwagen bei entsprechenden Events präsentieren: „Wir wollen uns als kleines Unternehmen zeigen. Wer wir sind und was wir haben.“ Und das ist in erster Linie eine Lkw-Flotte mit über 30 Fahrzeugen, die sich sehen lassen kann.

Lilly steuert den schweren Lkw souverän – auch rückwärts.

Frauen in der Logistik: Und was bringt die Zukunft?

Läuft alles gut, ist Lilly im Juni 2025 mit ihrer Ausbildung zur Berufskraftfahrerin fertig. Ihre Pläne für die Zukunft? Da ist die 18-Jährige noch ganz offen und lebt lieber im Hier und Jetzt. „Ich konzentriere mich aktuell darauf, meine Lehre zu schaffen und weitere Erfahrungen zu sammeln. Die Zeit wird zeigen, worauf ich Lust habe oder was ich noch erleben will.“ Doch eines steht fest, langweilig wird Logistikheldin Lilly so schnell sicher nicht.

Fotos: TKS Ludwig

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