Der Personalmangel in der Logistikbranche ist größer denn je. Wir zeigen, wie Logistiker ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern und so neue Fachkräfte anziehen können.
Employer Branding – 65 % der Logistikunternehmen mangelt es an Fachkräften
Rund 65 % der Unternehmen aus den Bereichen Verkehr und Lagerei suchen vergeblich nach Personal, so der aktuelle Fachkräftereport der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Vor dem Hintergrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten wechseln zudem viele Mitarbeitende in der Logistik zu Arbeitgebern, die mit einem höheren Gehalt locken.
Doch eine Gehaltserhöhung ist nicht immer der Königsweg, um Arbeitnehmer zu binden oder neues Personal anzuziehen. Schnell kann es zu einer sogenannten kalten Progression der Einkommenssteuer kommen. Bekommen Mitarbeitende als Inflationsausgleich mehr Gehalt, könnte für sie zukünftig ein ungünstigerer Steuertarif gelten. Die Erhöhung wäre netto also kaum spürbar. Dementsprechend wurden die Freibeträge 2023 angepasst: Der Grundfreibetrag, also das steuerfreie Existenzminimum, wurde um 561 Euro erhöht – auf 10.908 Euro. Alles darüber hinaus muss versteuert werden. Für 2024 ist eine Anhebung auf 11.604 Euro geplant.
Logistik: Inflationsausgleichsprämie als zusätzlicher Anreiz
Eine vielversprechende Alternative zur dauerhaften Gehaltserhöhung ist die Inflationsausgleichsprämie. Ab sofort (rückwirkend zum 26. Oktober 2022) können Unternehmer ihren Angestellten eine Prämie von bis zu 3.000 Euro zahlen – steuerfrei und ohne Sozialabgaben. So sparen Unternehmer die Lohnnebenkosten, während für die Mitarbeiter brutto gleich netto gilt. Anstatt einer Einmalzahlung kann der Bonus auch in Teilbeträge gesplittet werden, zum Beispiel im Zuge eines Belohnungssystems. Die Inflationsausgleichsprämie kann so bis zum 31. Dezember 2024 gewährt werden.
Selbstdarstellung und Unternehmenskultur
Ein weiterer, wichtiger Hebel im War of Talents ist der Blick auf das eigene Unternehmen. Dabei spielt beispielsweise die Selbstdarstellung als Arbeitgeber eine entscheidende Rolle. So ist es empfehlenswert, die eigene Website zu pflegen und zum Beispiel der Firma durch Teamfotos ein Gesicht zu geben. Laut einer aktuellen Umfrage des Karrierenetzwerks Xing wollen sich Jobsuchende vor der Bewerbung ein umfassendes Bild von ihrem neuen Arbeitgeber machen: Mehr als 80 Prozent der Befragten wünschen sich unter anderem Infos zur Unternehmenskultur.
Recruiting optimieren
Gleichzeitig ist das Interesse an Arbeitgeberbewertungen (66 Prozent) hoch. Das Portal Kununu vereint beides – Firmeninfos und Erfahrungsberichte. Unternehmer können hier ihre Employer Brand präsentieren und Bewertungen kommentieren. Unternehmen, die mit guten Bewertungen punkten und hier die wichtigsten Infos (Gehalt, Benefits etc.) bereithalten, wirken direkt viel attraktiver für potenzielle, neue Mitarbeiter. Geht es um den Nachwuchs, sollten diese über die richtigen Kanäle angesprochen werden (Stichwort Social Media). Gibt es Bewerber, gilt es möglichst schnell zu reagieren. Auch ein sauberes Onboarding ist entscheidend.
So wichtig ist Wertschätzung für das Employer Branding
Offene Türen, ehrliches Interesse und Vertrauen: Wer seine Mitarbeitenden wertschätzt, hat schon halb gewonnen. Dazu kann es auch gehören, die Wünsche bestehender Mitarbeiter zu berücksichtigen und zugleich die Wünsche der neuen Generation an Fachkräften (flexiblere Arbeitszeiten, ortsunabhängiges Arbeiten etc.) anzunehmen. Auch die Aufwertung des Fahrerberufs spielt eine wichtige Rolle: Kommt es doch im ohnehin stressigen Arbeitsalltag häufig zu Ärger an den Laderampen. Abhilfe schaffen soll der bundesweite Rampen-Atlas des ETM-Verlags. Über die Fernfahrer Truck Stop App können Lkw-Fahrer kostenfrei auf den Guide zugreifen, anonym Abläufe an den Rampen bewerten und das Verzeichnis ergänzen. Auch Parkplätze, Autohöfe und Restaurants lassen sich beurteilen.
Wer seine Mitarbeitenden langfristig binden will, sollte sich mit dem Thema Weiterbildung beschäftigen. Erfahre in unserem WEDOLO-Blogpost mehr darüber.