Die Unternehmensnachfolge bei Transport- und Logistikunternehmen benötigt eine sorgfältige Vorbereitung und einen langen Atem. Wir erklären, worauf es zu achten gilt.
Nachfolge regeln – Lebenswerk sichern
Jährlich suchen rund 30.000 Mittelständler:innen eine:n Nachfolger:in für ihr Unternehmen – darunter zahlreiche Unternehmer:innen des Straßenverkehrsgewerbes, so der Deutsche Industrie und Handelskammertag (DIHK). Im hektischen Tagesgeschäft rückt das Thema Nachfolge häufig in den Hintergrund. Doch unabhängig vom eigenen Alter sollten Logistiker:innen die Nachfolge-Frage nicht auf die lange Bank schieben.
Die Planung der eigenen Unternehmensnachfolge ist ein komplexes Zusammenspiel von rechtlichen, steuerlichen, finanziellen und nicht zuletzt menschlichen Faktoren. So kann ein geordneter Nachfolgeprozess etwa zwei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen. Fakt ist: Je früher damit begonnen wird, desto besser. Denn eine sorgfältige Planung ist unverzichtbar für eine erfolgreiche Unternehmensübergabe.
Unternehmensnachfolge: Planung ist das A undO
Auch wenn das Thema Generationenwechsel einen großen Einschnitt bedeutet, gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren und sachlich an die Sache heranzugehen. Schließlich geht es darum, das eigene Lebenswerk zu sichern. Dabei lässt sich der Weg zur Unternehmensnachfolge grob in fünf Phasen (Nachfolgefahrplan) gliedern:
1. Information und Bestandsaufnahme
- Gibt es schon einen potenziellen Nachfolger, beispielsweise aus der Familie oder dem Unternehmen?
Zur Einführung in das Thema Nachfolge eignet sich der nachfolg-o-mat der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin: Gezielt gestellte Fragen helfen dabei, Wissenslücken aufzudecken. In der ersten Phase gilt es, die aktuelle Situation im Unternehmen zu analysieren und alle relevanten Daten zusammenzutragen. Eine Checkliste kann dabei helfen, wichtige Fragen zum Ist-Zustand des Unternehmens zu beantworten – vom Fuhrpark bis zum Personal.
2. Vorbereitung und Analyse
- Welche Nachfolgeoptionen gibt es?
- Ist das Unternehmen nachfolgewürdig und -fähig?
Während früher die familieninterne Nachfolge Standard war, finden heute nur noch knapp 40 Prozent der Übernahmen durch Familienmitglieder statt, wie die Förderbank KfW errechnet hat. Bei den übrigen 60 Prozent sind andere Lösungen gefragt, wie das Management-Buy-In (externes Management), Management-Buy-Out (Käuferkreis aus Mitarbeitern) oder Fremdmanagement (Führung und Kapital getrennt). Eine Übersicht über die Chancen und Risiken der jeweiligen Variante gibt der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW).
Im zweiten Schritt sollte zudem der Unternehmenswert ermittelt werden. Für einen ersten Richtwert kann der vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) geförderte und anonyme KMU-Rechner genutzt werden. Außerdem ist es ratsam, für den Nachfolgeprozess externen Experten-Rat einzuholen – vor allem hinsichtlich steuerlicher und rechtlicher Vor- und Nachteile. Über die Förderdatenbank des Bundes gibt es für die Beratung einen Zuschuss von bis zu 50 Prozent.
3. Nachfolger bestimmen
- Welche konkreten Erwartungen gibt es an den Nachfolger oder die Nachfolgerin?
Kommt ein:e geeignete:r Nachfolger:in für die eigene Transport- oder Logistikfirma weder aus dem familiären Umfeld noch aus dem Unternehmen infrage, könnte ein:e externer Nachfolger:in die Lösung sein. Unternehmensnachfolge-Börsen, wie Nexxt-Change oder die Deutsche Unternehmerbörse, helfen bei der Suche.
4. Umsetzung und Übergabe
- Wurde wirklich an alles gedacht?
- Sind alle Unterlagen und Vertragsdetails verstanden worden?
Vor der Vertragsunterzeichnung nochmal alles prüfen, zum Beispiel mithilfe dieser Checkliste. Um Unsicherheiten und Missverständnissen vorzubeugen, sollte die Unternehmensnachfolge aktiv an Mitarbeitende und Kundschaft kommuniziert werden.
5. Integration
- In welchen Bereichen ist eine Mitwirkung noch sinnvoll?
Auch wenn es schwerfällt, heißt es: Loslassen und auf zu neuen Ufern! Für die scheidenden Unternehmer:innen gilt es nun, eine gesunde Mischung zwischen fachlicher Unterstützung und der Abgabe von Verantwortung zu finden. Tipps für klare Regelungen bei einer gemeinsamen Übergangsphase bietet das BMWi-Existenzgründungsportal.
Nachfolge regeln: Notfallplan nicht vergessen
Langfristige Planung hin oder her: Um für einen plötzlichen Ausfall, durch Unfall oder längere Krankheit, vorzusorgen, ist ein Notfallordner unerlässlich. Darin sollten sich alle wichtigen Dokumente und Informationen befinden, damit das Unternehmen handlungsfähig bleibt. Ein Notfallhandbuch zum kostenfreien Download stellt beispielsweise die IHK Schleswig-Holstein bereit.
Ob Krankheit, Unfall oder Panne – Mit unserer neuen WEDOLO-App bekommen auch deine Fahrer:innen die Hilfe, die sie benötigen, jederzeit. Hinterlege hierfür einfach individuelle Handlungsanweisungen und Ansprechpartner:innen in der Notfallhilfe.